Herr Xu studierte im Bachelor Maschinenbau an der Zhejiang Universität und absolvierte den Master in Produktionstechnologie an der RWTH Aachen. Während eines halbjährigen Praktikums bei TRUMPF lernte er das Unternehmen in Deutschland, in der Schweiz und in China kennen und stieg anschließend als Projektingenieur in der Einführung neuer Maschinen und Prozessoptimierung bei TRUMPF China Co. Ltd. ein. Mittlerweile hat er sich dort als Manager auf die Produktion der Laserschneidmaschine spezialisiert.

 

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Lieber Herr Xu, Sie haben an der RWTH Aachen Produktionstechnik im Master studiert und arbeiten jetzt bei TRUMPF China. Was war Ihre Motivation, nach Ihrem Bachelorstudium für ein Masterstudium nach Deutschland zu kommen und nach dem Studienabschluss an der RWTH Aachen nach China zurückzukehren, um bei einer der bekanntesten deutschen Unternehmen zu arbeiten?

Ich habe Maschinenbau an der Zhejiang Universität in China studiert. Wie wir alle wissen, ist Deutschland weltweit für Maschinenbau bekannt. Nach meinem Bachelor-Abschluss habe ich mich für einen Studienplatz an einer deutschen Universität beworben. Glücklicherweise hatte ich einen Studienplatz in Produktionstechnologie an der RWTH Aachen bekommen. Meine Familie aber ist in China und ich wollte wieder mit ihr zusammenleben. Deshalb ging ich nach dem Masterabschluss nach China und arbeite seitdem bei TRUMPF China.

Was ist Ihnen am Anfang in Deutschland besonders aufgefallen?

Sauberkeit und Ordnung sind mir am Anfang in Deutschland besonders aufgefallen. Die Straßen sind sehr sauber und man kann fast gar keinen Müll auf dem Boden finden.

Wussten Sie vor Ihrem Aufenthalt in Deutschland, wie intensiv die beiden Länder in Ihrem Fachbereich, also in der Lasertechnik, zusammen arbeiten?

Eigentlich wusste ich nicht viel vor meinem Studium in Deutschland. Als Nebenfach habe ich zufällig die Lasertechnik gewählt. Im Studium habe ich gelernt, dass TRUMPF eines der bekanntesten Unternehmen in der Lasertechnik ist. Nach dem Studium habe ich ein halbjähriges Praktikum bei TRUMPF gemacht. Ich besuchte TRUMPF in Deutschland, in der Schweiz und in China. Während des Praktikums konnte ich die Stärke von TRUMPF im Laserbereich kennenlernen und daher entschied ich mich nach dem Studienabschluss bei TRUMPF China zu arbeiten.

Natürlich haben beide Länder in einzelnen Gebieten Stärken und Schwächen. Wie ergänzen sich aus Ihrer Sicht die deutschen und chinesischen Kooperationspartner?

Als ich in Deutschland studierte, traf ich auf mehrere chinesische Unternehmen, die nach technischen Lösungen in Deutschland suchten. Natürlich gibt es auch deutsche Unternehmen, die in China technische Unterstützung suchen. Wenn es Organisationen oder Unternehmen gibt, die als Brücken fungieren können, können sie Unternehmen beider Länder eine Plattform bieten, um Unterschiede in Regionen, Sprachen und Kulturen zu lösen. Auf diese Weise können die Unternehmen beider Länder besser zusammenarbeiten.

Sie haben schon langjährige Studien- und Arbeitserfahrung, sowohl an der Zhejiang University, als auch an der RWTH Aachen, die jeweils zu den Spitzenuniversitäten in China und Deutschland gehören. Welche Unterschiede gibt es Ihrer Erfahrung nach im Studium und in der wissenschaftlichen Arbeit in beiden Ländern?

Im Vergleich zum Studium in China ist das Studium in Deutschland viel schwieriger. Die Studierenden müssen das Wissen zuerst gut verstehen und es dann mit der Praxis verbinden. Die Prüfungsfragen sind flexibler und müssen sehr schnell beantwortet werden. Die Durchfallquoten deutscher Universitäten sind viel höher als die in China. In China kann ich mehr als zehn Prüfungen pro Semester bestehen. In Deutschland kann ich jedoch möglicherweise nur vier bis fünf Prüfungen bestehen.

Unser DCHAN Engineering Netzwerk hat im Dezember 2019 einen Industrie-Alumni-Summit gemeinsam mit TRUMPF China organisiert. Bei der Gelegenheit haben unsere deutsch-chinesischen Alumni TRUMPF China vor Ort besucht. Die Modernisierung des TRUMPF Werks in Suzhou hat uns alle sehr beeindruckt. Wie ist Ihre Meinung zur Entwicklung von TRUMPF in China?

China hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten rasant entwickelt. Daher wird mehr Ausrüstung benötigt, um die Bedürfnisse der wirtschaftlichen Entwicklung zu erfüllen. TRUMPF kann diese Geräte bereitstellen. Die Entwicklung in China ist also sehr gut. TRUMPF entwickelt auch neue Maschinentypen nach den Anforderungen des chinesischen Marktes. In den nächsten Jahren wird TRUMPF Industrie 4.0 und traditionelle Maschinen kombinieren, um eine bessere Entwicklung in China zu erreichen.

Bei unserem Besuch haben uns viele chinesische RWTH-Alumni begleitet. Noch einmal herzlichen Dank. Es scheint, dass TRUMPF China ein sehr attraktiver Arbeitgeber für chinesische Studierende und Absolventen ist. Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe hierfür?

TRUMPF ist ein international tätiges Hochtechnologieunternehmen und bietet Fertigungslösungen in den Bereichen Werkzeugmaschinen, Lasertechnik und Elektronik. TRUMPF hat sich in China sehr schnell entwickelt und bietet viele Stellen. Absolventen können bei TRUMPF China leicht einen Job finden, der zu ihnen passt. TRUMPF entscheidet sich gerne für Bewerber mit Erfahrung im Ausland, insbesondere Deutschland. Da wir ein globales Unternehmen sind, müssen wir mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf der ganzen Welt zusammenarbeiten.

Können Sie den chinesischen Studierenden etwas aus Ihren Erfahrungen für ihr Studium und Leben in Deutschland sowie die künftige Karriere mitgeben?

1. Die Dinge selbst in die Hand nehmen. Im Alltag hilft es immer, möglichst selbständig zu sein. Nur wer vieles selbst ausprobiert, lernt daraus, auch wenn man mal in die Irre läuft.

2. Das Wissen der Studierendengemeinschaft nutzen. Es gibt an den deutschen Universitäten viele Möglichkeiten, sich anderen Studierenden in Lerngruppen anzuschließen. Jeder muss für sich entscheiden, welcher Lerntyp er ist, ob er lieber allein oder in der Gruppe lernt. Mir haben diese Gruppen aber immer sehr geholfen, um offene Fragen zu klären, sobald ich mir selbst ein Grundwissen erarbeitet habe. Ob es um Fragen zum Fach selbst geht, um Vorlesungen, Seminare oder Bücher: Jeder weiß etwas anderes, und so kann man das gemeinsame Wissen optimal nutzen.

Vielen Dank für das Gespräch!